„Et weed Zick, dat en Frau Fastelovend rejiert“

Loss mer singe Sitzung feiert die Vielfalt des Karnevals

„Vielleich krieje mir dat hin, et is Zick endlich inzesinn: Dat jeder verliert, der sich dofür ziert, dat en Frau Fastelovend rejiert!“ So sang Nici Kempermann mit ihrer Band Kempes Feinest auf der Bühne des Theaters im Tanzbrunnen, auf der es nach und nach rappelsvoll wurde. Fast 30 Frauen im Ornat und in prachtvollen Verkleidungen ließen keinen Zweifel, dass nichts gegen einen staatsen, weiblichen Prinz Karneval spricht. Loss mer singe hatte weibliche Dreigestirne, amtierende „Prinzinnen“ und ehemalige weibliche Prinzen zur Sitzung eingeladen. Amtierende Würdenträgerinnen aus Odenthal, Oberaussem, Denklingen und Grevenbroich waren gekommen; dazu Ehemalige aus Pulheim und Waldbröl, Selda Akhan von der Immisitzung, fein gemachte Mitstreiterinnen aus dem Loss mer singe Team und drei Freundinnen aus den Karnevalsgesellschaften Kölsche Madämcher und der traditionsreichen „Großen von 1823“. Was für kraftvolles Spektakel, das hoffentlich über den Tag hinaus ein bisschen Wirkung entfalten kann!

Nachdem Loss mer singe im vergangenen Corona-Jahr 2022 als einziger Kölner Karnevalsverein eine Sitzung im Tanzbrunnen – wegen einiger pandemie-bedingten Auflagen „affjespeck“ – veranstaltet hatte, konnte 2023 wieder in einem ausverkauften, vollen Saal ausgelassen gefeiert werden: Kasalla, Stefan Knittler, Kempes Feinest oder das Tanzkorps der Rheinmatrosen ließen die Wände wackeln. Die Zweitplatzierte des vergangenen „Kölsche Musik Bänd Kontests“, die Marie-Band, beschwor tanzend das „Meteinander“. Das Loss mer singe Team würdigte zum 40. Geburtstag die Paveier und lud zusammen mit dem Orchester der Liebe zum Liederraten. Dass die LMS-Gemeinde nicht nur feiern, sondern auch bei leiseren Nummern zuhören kann, bewies sie bei der Krätzjer-Kunst der Zwei Hillje und bei einer großartigen Büttenrede von Ingrid Kühne.

Für weitere besondere Momente sorgten Michael Kuhl zusammen mit Julie Voyage und Mica Frangenberg („Ov krüzz oder quer, mer losse nit vum Fasteleer“) sowie der Auftritt von Vera Bolten als „Moni vom Pfarrhaus“ aus dem Musical „Himmel und Kölle“. Sie brachte mit dem Sänger Esad Bikic eine Live-Premiere auf die Bühne: „Im tiefsten Dreck, da strahlt der Jeck. Meine Stadt hat Fehler … so wie ich“, heißt es in der Hymne des Musical-Ensembles, das im September zurück in die Volksbühne kommen wird. Ein Tränchen konnte man auch verdrücken, als sich zum „Veedel“ noch einmal Erry und Bömmel zu den umjubelten Bläck Fööss gesellten.

Über vier Stunden Programm präsentierte das feiernde Loss mer singe Team um Präsident Helmut Frangenberg und zeigte so die ganze Vielfalt des bunten Fastelovends: Bekanntes traf auf Unbekanntes, Lautes auf Leises, geliebte Rituale auf belebende Überraschungen.


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