Turbulente Tage lagen hinter dem Loss mer singe-Team bereits vor dem Sommerfest. Viele Gespräche im Kampf um die Badeerlaubnis und die Enttäuschung, dass es nicht gereicht hat.
Nun denn, auf ging’s dennoch, um das Beste daraus zu machen! Planschbecken wurden besorgt, die Dusche genutzt, eine Wasserrutsche für Kinder gebaut, so dass sich nicht nur durchs Schwitzen triefende Erlebnissen ergaben. Freikarten für einen Schwimmbesuch im Waldbad – an einem anderen Tag – sollen darüber hinaus etwas trösten.
Der Blick auf so viele freundliche und wohlwollende Fans und Besucher des Sommerfestes mit improvisationsbereiter und entspannter Grundhaltung lässt das Schwimmverbot weiterhin absurd erscheinen.
Nach dem Dauerregen 2015 blieb Dünnwald in diesem Jahr Gott sei Dank von den umliegenden Unwettern verschont.
Die Kindertanzgruppe der „Ühlepänz“ aus Köln- Höhenhaus eröffnete wieder aufgeregt, sympathisch und gekonnt das Fest, das zum vierten Mal gemeinsam vom Trägerverein des Waldbads Freies Ortskartell Köln-Dünnwald e.V. und Loss mer singe e.V. durchgeführt wurde.
Wunderbare Mitsingatmosphäre entwickelte sich von Anfang an, besonders rund um die Wiesenbühne, die um 13.30 Uhr mit der tollen Kombi aus Stephan Brings, Kafi, Bömmel und Hartmut von den Bläck Fööss und verstärkt durch „Quetschespielerin“ Tanja Krämer eingeweiht wurde. Neben den Fööss und Brings-Hits berührte besonders das „Es ist an der Zeit“, eine der Hymnen der Friedensbewegung Anfang der 80er Jahren von Hannes Wader, die in diesen Tagen angesichts der fassungslosen Kriegsgeschehnisse, aktueller erscheint denn je.
Die Cöllner unterstützten die entspannte Atmosphäre mit einem wunderbaren, mehrstimmigen „Unplugged-Auftritt“; herrlich reduziert instrumentiert, sang die Liegewiese das „Dabdabdadada“ von „Angelina“ oder das Lied aus der Perspektive des Doms geschriebene „Ich luur op mi Kölle“.
Querbeat, die ja auch in der winterlichen Session jederzeit das sommerliche „Sound-Design“ der Stadt zelebrieren, begeisterten auf der Waldbühne mit einem Power-Potpourri Ihrer mittlerweile im Biotop und bei Loss mer singe unfassbar gefeierten kölschen Beat-Pop-Ethno-Dance-Volksmusik… (oder wie soll man diese Musik beschreiben?)
Kasalla – dieses Mal am Nachmittag – reizte die knappe Fahrtzeit zum anschließenden Auftritt beim NRW Tag in Düsseldorf völlig aus und gab zwischen „Alle Jläser huh“ und „Stadt met K“ alles, und ebenfalls „alles“ kam von der mitsingenden Sommerfest-Gemeinde vor der Bühne zurück!
Auch die kölschen Newcomer des letzten Jahres, Kempes Feinest, hatten ihren rockigen Stil in das fein instrumentierte Sommerfest-Gewand gegossen und verbreiteten den stimmungsvoll liegenden oder vor der Bühne tanzenden Fans auf der Wiese eine Menge Spaß. „Nä Nä, Jo Jo, Nä Nä! Doch isso!“ Die neue flehend-trotzig-engagierte Hymne für alle Singles erwies sich als äußerst interaktiv und hitverdächtig.
Während die Pommesbude mittlerweile die weiße Fahne hisste, sorgten JP Weber, Stefan Knittler (unterstützt durch Simon Bay und Pat Anthony) für den Start in einen tollen Abschluss des Zweibühnenprogramms im Waldbad. Immer wieder faszinierend wie JP Weber, alleine mit Flitsch und Gitarre, die Menschen nahezu magisch anspricht und zum Mitsingen anregt. Für sein neues höchst lebensphilosophischen Lied „Do kriss ding Bier, wann do draan bes“ („… un wenn Du noch kei‘ Bier häs, dann wors do och noch nit draan“), erntete er heftig heitere Zustimmung.
Nahtlos fügte er sich dann in die Knittler-Akustik-Kombo ein, die von „Kumm loss mer singe“ bis zur Gänsehaut Version vom Stammbaum mit eingearbeitetem Lennons „Imagine“ für intensive Seelenberührung sorgte.
Anschließend sorgte die Band mit den Dünnwälder Wurzeln nochmal für einen würdigen Höhepunkt zum Schluss. Beeindruckend, wie auch viele Kinder den Jungs von Miljö textsicher mitsingend an den Lippen klebten. Neben den mittlerweile absolut etablierten Hits „Schön es anders“ und „Sulang die Leechter noch brenne“ wurde unter anderem auch das neue „Muus un Katz“ vorgestellt. Der von Nils vorgetragene Appell an die Toleranz und Solidarität zeigte eine tolle Facette der Band und erinnerte an die Erkenntnis, dass kölsche Musik immer wieder viel mehr sein kann als flache Volkstümelei. „Uns Stadt es vill mih, als nor weiß un rud, bunt sin die Minsche un so es et jod!“.
Wir bedanken uns bei allen Besuchern und Freunden unserer Initiative für die so herzliche Stimmung, die man wieder überall am Nachmittag spürte und uns zeigte, wie wertvoll es ist, so viele tolle Menschen als Weggefährten bei unserem Engagement für den friedlichen Brauchtumsgesang zu wissen. Danke auch für alle berechtigte Kritik und Verbesserungsvorschläge für die Organisation!
Danke an die vielen ehrenamtlichen Helfer der Ständen von Essen, Trinken und anregenden Angeboten für Groß und Klein, an die tolle Security, an die Feuerwehr, das DLRG mit seinen Rettungshelfern und das Team des Waldbads, die alle zusammen Ihr Bestes gaben.
Wer mag, schaue sich auch nochmal die >> Bilder vom letzten Jahr an. Was für ein Glück, dass es dieses Mal nicht regnete!! J
Zu guter Letzt hoffen wir durchaus ein bisschen verzweifelt, dass es eine Lösung gibt für diesen Baum, der sein rotes Lametta bereits im August bekam…
Weitere Fotos vom Sommerfest 2016…